Landschaftsschutz Ebersberger Land e.V. Positionspapier

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Ebersberger Forst
Trotz aller Veränderungen zeichnet sich der Wald im Gegensatz zu urbanen und städtisch geprägten Räumen und großen Teilen der Agrarlandschaft durch eine Vielzahl von Merkmalen aus, die ihn aus der übrigen Landschaft herausheben. Zu diesen Merkmalen zählen vor allem die Erlebbarkeit natürlicher Abläufe und Prozesse, von Ruhe und Ungestörtheit, Harmonie und Schönheit von Natur und Landschaft. Diese Merkmale begründen die hohe Bedeutung des Waldes für das Heimatbewusstsein, Landschaftserleben und nicht zuletzt für die physische und psychische Gesundheit des Menschen. Dies erklärt die starke emotionale Bindung vieler Menschen an den Wald und den hohen gesellschaftspolitischen Stellenwert seines Schutzes. Der Wald ist für das natürliche und kulturhistorische Erscheinungsbild von Natur und Landschaft von besonderer Bedeutung, zumal außerhalb des Waldes der Verlust des natürlichen und kulturhistorischen Formenschatzes, die Nivellierung und technische Überformung des Landschaftsbildes bereits weit fortgeschritten sind. Der Wald gilt gewissermaßen als eine letzte Bastion der Natur.

Der größte Teil des Waldes in Deutschland erreicht hinsichtlich der Bewertung des Landschaftsbildes, legt man die zentralen Kriterien Natürlichkeit, Historische Kontinuität, Vielfalt und Freiheit von Beeinträchtigungen zugrunde, eine hohe oder sehr hohe Bedeutung. Die übrige Waldfläche erreicht zumindest die nächstfolgende, mittlere Bedeutung. Die Ermittlung und Bewertung der Folgen von Bau und Betrieb von WEA im Wald muss die Funktion des Waldes für das Landschaftserleben, die Erholung und die Gesundheit des Menschen einbeziehen. So gesehen ist die Windenergie keine von vornherein umweltfreundliche Art der Energiegewinnung, insbesondere im Wald nicht. Das Vordringen von WEA in den Wald dürfte daher zu Recht als ein Tabubruch empfunden werden. Die Anlagen sind wegen der erforderlichen großen Freiflächen und Erschließungen generell und erst recht im gesamten Hügel- und Bergland weiträumig optisch bestimmend. Außerdem zerschneiden die Anlagen bisher zusammenhängende unzerschnittene Räume, was zusammen mit einer Zunahme von schwer befestigten Erschließungen zu einem weiteren Verlust an Ungestörtheit führt und die Eignung des Waldes für die naturbezogene Erholung herabsetzt. Diese Maßnahmen können auch zu erheblichen Beeinträchtigungen der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes hinsichtlich des Bodens, des Klimas, der Arten und Biotope führen. Auf diese Weise würden regelmäßig größere Flächen massiv in Mitleidenschaft gezogen werden (z. B. durch freistellungsbedingte Baumschäden).

Im Bannwald soll für den Bau von 6 Mega-Windkraftanlagen ein Teilstück von ca. 10 ha Wald ausgewiesen werden. Um diese Industrieanlagen dort zu erstellen, muss demnach hektarweise Wald gerodet werden. Dies führt ohne Zweifel zu einer Beeinträchtigung des Waldstücks als CO2-Speicher und als Sauerstoffproduzent; es führt ohne Zweifel zu einer schweren Beeinträchtigung der Pflanzen-, Tier- und Vogelwelt in diesem Wald - von der Zerstörung unserer idyllischen Landschaft, von den durch Lärm, Schattenschlag und Disco- Blitzen physisch gequälten Anwohnern gar nicht zu reden. Wir setzen uns dafür ein, die Integrität des Ebersberger Forstes zu erhalten und ihn, wie das bereits unsere Vorfahren taten, vor erheblichen baulichen Eingriffen zu schützen. Aus diesem Grunde können wir das geplante Bauvorhaben von sechs Windkraftanlagen im Eberberger Forst nicht vertreten. Es müssen alternative Standorte für die WKA gefunden werden sowie ein Energiekonzept für einen ausgewogenen Energie-Mix der regenerativen Energiegewinnung bestehend aus finanzierbaren, natur- und umweltverträglichen, sowie gesundheitsschonenden Lösungen für Mensch und Tier erarbeitet werden. Ein Energiekonzept, das auch von den betroffenen Bürgern mit getragen werden kann, damit die Energiewende von der gesamten Bevölkerung erfolgreich begleitet wird. Hierzu ist es dringend erforderlich, die Bürger bereits frühzeitig, direkt, aufklärend, umfassend und transparent zu informieren. Eine überregionale Steuerungsplanung ist erforderlich, um einer "Verspargelung" der Landschaft entgegenzuwirken sowie Gesundheitsrisiken für Mensch und Tier ausschließen zu können. Bundeseinheitliche Regeln und Normen müssen hierzu geschaffen werden. Aktuelle Wissenschaftliche Studien über die Risiken vor allem im Bezug auf die Gesundheit von Mensch und Tier dürfen nicht ignoriert werden bzw. müssen weiter vorangetrieben werden. Gesundheit und Wohlstand jedes Bürgers sind zu erhalten und dürfen nicht durch flächendeckende industrielle Verformung der Umwelt durch monströse Windkraftanlagen in unerträglichem Maße beeinträchtigt werden. Messverfahren für Schall und Infraschall müssen den Anforderungen sowie dem Ausmaß der modernen Industriegiganten angepasst werden.
Selbstverständlich liegt auch uns der Ausstieg aus der Atomenergie sehr am Herzen, eben so wenig stellen wir uns generell gegen die Errichtung von Windenergieanlagen. Allerdings sollten diese dort errichtet werden, wo die Windhöffigkeit am wirtschaftlichsten gegeben ist, und das ist jedenfalls nicht in Bayern. Dies wurde bis vor kurzer Zeit auch von unserer Regierung genau so kommuniziert. Eventuell ist in besonders exponierten Höhenlagen eine Windenergienutzung auch in Süddeutschland möglich, allerdings rechtfertigt dies nicht eine derart flächendeckende Industrialisierung der Landschaft durch Windkraftanlagen. Zur Zeit ist keine Steuerungsplanung für eine erfolgreiche Energiewende ersichtlich. Ein durchdachtes sowie bezahlbares Konzept für eine dezentrale Stromversorgung, Netzausbau und Anpassung der Infrastruktur zum Erreichen der Versorgungssicherheit, ein sinnvoller Energiemix aus regenerativen Energiegewinnungsanlagen, Speichermöglichkeiten und ein der Situation angepasster Atomausstieg ist nicht erkennbar.

Wir fordern eine gemeinde- und landkreisübergreifende Kommunikation zur konzeptionellen Entwicklung regenerativer Energieversorgung sowie die Prüfung nachfolgender Vorschläge:

(1) Energiesparmaßnahmen in öffentlichen Gebäuden, energieeffiziente Straßenbeleuchtung, etc.
(2) Bereitstellung von Fördermitteln für energetische Sanierungsmaßnahmen für Privathaushalte auf Gemeindeebene (auch im Bereich von "Kleinmaßnahmen")
(3) Bereitstellung von Fördermittel für Umsetzung intelligenter Gebäudeinstallationen (Gebäudeautomation, Smart Grids, Smart Meter)
(4) Förderung von Kraft-Wärmekopplung in Privathaushalten
(5) Förderung von Vertikalen Windrädern für das Eigenheim http://www.klimateur.at/de/alcms/index.php?sid=1293020863
(6) Versorgung von Neubaugebieten mit Blockheizkraftwerken (Kraft-Wärme-Kopplung)
(7) Generelle Verlegung von Fernwärmeleitungen bei der Erschließung von Neubaugebieten
(8) Errichtung von Biomassekraftwerken
(9) Nutzung von Industrieller Abwärme
(10) Errichtung eines regenerativen Energieparks auf dem Gebiet des Staatsgutes in Grub
(11) Fortführung des Geothermie-Projektes Haar-Vaterstetten-Zorneding
(12) Standortprüfung von "vorbelasteten Gebieten" z.B. diverse Bundesbahngelände, Iveco-Gelände Kirchseeon z.B. zur Errichtung eines Solarparks
(13) Standortprüfung von nicht mehr genutzten Bundeswehranlagen
(14) Standortprüfung entlang von bereits bestehenden Autobahnen
(15) Autobahn-Schallschutzwände aus Solarmodulen: http://www.gsm-solar.de/index.php/002/1-solar-news/221-freising-isofoton- modernisiert-autobahn-schallschutzwand-mit-600-kw-photovoltaik-anlage
(16) doppelseitige Solarmodule:
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/forschak/973818/
http://www.kommunaldirekt.de/content/1magazin/archiv/2008/2008_1/bau/04.html
(17) Festlegung der Anzahl der Windkraftanlagen pro Landkreis, Prüfung von Standorten mit einem Abstand von mindestens 2 Km zur Wohnbebauung erfüllen
(18) Nutzung von Vertikalturbinen siehe: www.windkraft-journal.de www.caltech.edu
(19) Energetische Insellösungen für begrenzte Baugebiete, z.B. biomassebetriebene Blockheizkraftwerke
(20) Brennereihalle Purfing: Hackschnitzelkraftwerk (Holzvergasertechnik, "Heatpipe- Reformers) gekoppelt mit einer Photovoltaik Anlage auf dem Dach zur autarken Energieversorgung einer kleinen Ortschaft. siehe: www.agnion.de
(21) Wasserkraft aus Norwegen anstatt deutscher AKW
http://www.oekostrom-anbieter.info/oekostrom-blog/blog-beitrag/norger-wasserkraft- aus-norwegen-anstatt-deutscher-akw.html
Wie die Bundesregierung sauberen Strom aus Norwegen blockiert
http://www.swr.de/report/-/id=233454/nid=233454/did=6770834/1uxeb5l/index.html
600 Kilometer Verheißung
http://www.taz.de/!61319/

"NorGer" das Seekabel zwischen Deutschland und Norwegen − und die Petition
http://d76.de/blogs/about/norger-das-seekabel-zwischen-deutschland-und-norwegen- und-die-petition/
Nach intensiver Recherche, aufwändigem Studium von Informationsunterlagen, Austausch mit Bürgerinitiativen in ganz Bayern und sogar bundesweit, Besuch von diversen Windparks und den davon betroffenen Bürgern, Meinungsaustausch mit Experten und Politikern sowie der uns zuteil gewordenen Unterstützung von Ingenieuren, Wissenschaftlern, Rechtsanwälten, ärzten, Steuerberatern, Physikern, Schallexperten, Heilpraktikern, Landschaftsarchitekten, Finanzbeamten und Wirtschaftsprüfern konnten wir leider nur zu dem Ergebnis kommen, dass Windkraftanlagen in Bayern, insbesondere im Ebersberger Forst, ökonomisch und ökologisch nachweisbar keinen greifbaren Sinn ergeben. Um Missverständnisse zu vermeiden möchten wir ausdrücklich betonen, dass wir einen sinnvollen Ausbau von regenerativen Energien, die für Bayern vorteilhaft sind, nachhaltig unterstützen. Innerhalb von nur wenigen Wochen haben wir eine kaum vorstellbare Flut an Informationen aufgenommen und verarbeitet. Jeden Tag bekommen wir immer noch neue Informationen hinzu, so dass unsere Ausführungen In der Kürze der Zeit keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben können. Wir behalten uns daher das Recht vor, eventuelle Ergänzungen nachzutragen.
Als Schlussbemerkung möchten wir uns gern einem Zitat von Reinhold Messner anschließen: "Alternative Energiegewinnung ist unsinnig, wenn sie genau das zerstört, was man eigentlich durch sie bewahren will: DIE NATUR."

 
 

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